Gesichtserkennung durch KI: Segen oder Überwachungsfluch?

Gesichtserkennung durch KI: Segen oder Überwachungsfluch?
KI Gesichtserkennung wird immer mehr und mehr genutzt - Bild erstellt mit Flux Schnell von Roger Basler de Roca

TLDR: KI-gestützte Gesichtserkennung breitet sich extrem schnell aus, von chinesischer Massenüberwachung, Grenzkontrollen bis zur Smartphone-Entsperrung. Die Technologie verspricht zwar erhöhte Sicherheit und Effizienz, birgt jedoch erhebliche Risiken für Privatsphäre und Bürgerrechte. Trotz Versuchen, die Entwicklung in Europa zu regulieren, schreitet sie unaufhaltsam voran, mit potenziell negativen Folgen für unsere Gesellschaft.

Die allgegenwärtigen digitalen Augen

Die rasante Ausbreitung von KI-gestützter Gesichtserkennung verändert unseren Alltag grundlegend, oft unbemerkt, aber mit weitreichenden Folgen. Von der Strafverfolgung bis zum Einzelhandel, von Grenzkontrollen bis zur Unterhaltungsindustrie: Überall hinterlassen wir digitale Abdrücke unseres Gesichts.

In China, dem Vorreiter der Massenüberwachung, beobachten über 200 Millionen Kameras das öffentliche Leben. Ein gigantisches Netzwerk aus Sensoren und Algorithmen erfasst jeden Winkel des urbanen Raums. Doch wer glaubt, dies sei ein rein chinesisches Phänomen, irrt. Auch im Westen breitet sich die Technologie mit atemberaubender Geschwindigkeit aus:

  • An über 20 US-Flughäfen, darunter Drehkreuze wie Atlanta und Los Angeles, ist Gesichtserkennung beim Boarding längst Standard.
  • Der Frankfurter Flughafen setzt seit 2018 auf automatisierte Grenzkontrollen mit Gesichtserkennung.
  • In den USA sind schätzungsweise 50% aller Erwachsenen in polizeilichen Gesichtserkennungsdatenbanken erfasst.

Diese Entwicklung wirft kritische Fragen auf: Wer kontrolliert diese Daten? Wie werden sie genutzt? Und vor allem: Wer überwacht die Überwacher? Die Antworten darauf sind oft unbefriedigend oder schlichtweg nicht vorhanden.

Präzision mit Schattenseiten

Die technologischen Fortschritte im Bereich der Gesichtserkennung sind beeindruckend. Moderne Algorithmen erreichen bei kontrollierten Vergleichen wie Passfotos eine Genauigkeit von 99,97%. Deep Learning und neuronale Netze treiben die Entwicklung stetig voran, machen die Systeme schneller, präziser und anpassungsfähiger.

Doch diese Präzision hat ihren Preis. Je genauer die Systeme werden, desto grösser wird das Missbrauchspotenzial. Die Möglichkeit einer lückenlosen Verfolgung jedes Bürgers rückt in greifbare Nähe. Was einst als Science-Fiction galt, wird zur technischen Realität: Ein System, das jeden Menschen jederzeit und überall identifizieren und tracken kann.

Die Implikationen sind enorm: Politische Dissidenten könnten automatisch erkannt und verfolgt werden. Minderheiten könnten gezielt überwacht und diskriminiert werden. Die Meinungsfreiheit könnte durch die Angst vor ständiger Beobachtung empfindlich eingeschränkt werden.

Der Kampf um die Kontrolle

Während China die Technologie nahezu uneingeschränkt einsetzt, ringt Europa um Regulierung. Der EU AI Act verbietet grundsätzlich Echtzeit-Fernbiometrie-Identifizierung im öffentlichen Raum. Doch die Ausnahmen sind zahlreich: Terrorismusbekämpfung, Suche nach Vermissten oder die Verfolgung schwerer Straftaten können den Einsatz rechtfertigen.

Verstösse gegen diese Regeln sollen hart bestraft werden: Strafen von bis zu 35 Millionen Euro oder 7% des weltweiten Jahresumsatzes sind vorgesehen. Doch Kritiker bezweifeln, ob diese Massnahmen ausreichen. Die Technologie entwickelt sich schneller als die Gesetzgebung, und die Versuchung für Staaten und Unternehmen, die Grenzen auszuloten, ist gross.

Zudem stellt sich die Frage der globalen Wettbewerbsfähigkeit: Wenn Europa die Entwicklung bremst, während andere Nationen voranpreschen, droht ein technologischer Rückstand mit weitreichenden wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen.

Die stille Revolution in der Hosentasche

Während wir über staatliche Überwachung debattieren, vollzieht sich eine Revolution in unseren Smartphones. Seit Einführung von Apples Face ID 2017 nutzen über zwei Drittel der Smartphone-Besitzer biometrische Entsperrungsmethoden. Was als praktische Alternative zum lästigen PIN-Eingeben begann, hat sich zu einem massiven Datensammelprojekt entwickelt.

Mit jedem Entsperren unserer Geräte füttern wir die Algorithmen. Unsere Gesichter werden zur Handelsware, oft ohne unser Wissen oder unsere explizite Zustimmung. Die gesammelten Daten sind für Unternehmen Gold wert: Sie ermöglichen personalisierte Werbung, Emotionsanalysen und sogar Gesundheitsprognosen.

Tech-Giganten wie Amazon bieten ihre Gesichtserkennungstechnologie als Cloud-Dienst an, was die Verbreitung weiter beschleunigt. Kleine und mittlere Unternehmen können nun ohne grosses technisches Know-how Gesichtserkennung in ihre Produkte und Dienstleistungen integrieren.

Dystopische Aussichten?

Die Zukunftsszenarien, die sich aus dieser Entwicklung ergeben, sind beunruhigend:

  • Lückenlose Verfolgung jedes Bürgers wird technisch möglich. Jeder Schritt in der Öffentlichkeit könnte aufgezeichnet, analysiert und mit anderen Daten verknüpft werden.
  • Predictive Policing könnte auf Basis von Gesichtsausdrücken "potenzielle Kriminelle" identifizieren. Die Unschuldsvermutung würde durch algorithmische Vorhersagen ersetzt.
  • Versicherungen könnten Gesundheitszustände aus Gesichtsmerkmalen ableiten und Tarife anpassen. Wer "ungesund" aussieht, zahlt mehr - unabhängig vom tatsächlichen Lebensstil.
  • Arbeitgeber könnten Bewerber aufgrund von KI-Analysen ihrer Mimik aussortieren. Nicht nur Qualifikationen, sondern auch unbewusste Gesichtsausdrücke würden über Karrieren entscheiden.
  • Emotionale Manipulation in der Werbung könnte neue Dimensionen erreichen. Displays, die sich in Echtzeit an unsere Gemütszustände anpassen, könnten unsere Kaufentscheidungen subtil beeinflussen.
  • Soziale Kontrolle durch "Social Credit"-Systeme, wie sie in China erprobt werden, könnten sich global ausbreiten. Jedes Lächeln, jede Stirnfalte könnte bewertet und in einen Gesamtscore eingerechnet werden.

Diese Szenarien mögen überspitzt klingen, doch die technischen Grundlagen dafür existieren bereits. Es ist eine Frage des politischen Willens und der gesellschaftlichen Akzeptanz, ob und wie weit wir diese Wege beschreiten.

Der schmale Grat zwischen Innovation und Überwachung

Trotz aller Risiken birgt die Technologie zweifellos auch Potenzial:

  • Verbrechensaufklärung könnte effizienter werden. Vermisste Personen könnten schneller gefunden, Täter rascher identifiziert werden.
  • Personalisierte Dienste könnten den Alltag erleichtern. Von automatischen Türöffnern bis zu individualisierten Einkaufserlebnissen: Gesichtserkennung könnte viele Prozesse vereinfachen.
  • Medizinische Diagnosen könnten durch Gesichtsanalysen unterstützt werden. Frühe Anzeichen von Krankheiten könnten erkannt werden, bevor Symptome auftreten.
  • Sicherheitssysteme könnten zuverlässiger werden. Biometrische Authentifizierung könnte klassische Passwörter ablösen und so Identitätsdiebstahl erschweren.
  • Barrierefreiheit könnte verbessert werden. Menschen mit Einschränkungen könnten von Systemen profitieren, die auf Gesichtsausdrücke reagieren.

Doch der Preis für diese Innovationen ist hoch: Wir bewegen uns auf eine Welt zu, in der Anonymität ein Luxus wird und jeder Gesichtsausdruck potenziell analysiert und bewertet wird. Die Grenze zwischen hilfreicher Technologie und invasiver Überwachung verschwimmt zusehends.

Die globale Dimension

Die Entwicklung und Verbreitung von Gesichtserkennungstechnologie hat auch eine geopolitische Dimension. Länder und Unternehmen, die diese Technologie beherrschen, haben einen enormen Wettbewerbsvorteil. Sie können nicht nur ihre eigene Bevölkerung effizienter kontrollieren, sondern auch Daten über Bürger anderer Nationen sammeln und analysieren.

China investiert massiv in die Entwicklung und den Export seiner Überwachungstechnologie. Über die "Neue Seidenstrasse"-Initiative gelangen chinesische Systeme in viele Entwicklungs- und Schwellenländer. Dies wirft Fragen der digitalen Souveränität auf: Wer kontrolliert die Datenströme? Welche Werte und Normen werden in die Algorithmen einprogrammiert?

Auch westliche Unternehmen und Regierungen stehen vor einem Dilemma: Sollen sie im Namen der Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit ähnliche Systeme entwickeln? Oder riskieren sie einen technologischen Rückstand, um Bürgerrechte zu schützen?

Ethische und philosophische Fragen

Die Ausbreitung von Gesichtserkennungstechnologie wirft fundamentale ethische und philosophische Fragen auf:

  • Was bedeutet Privatsphäre in einer Welt, in der jeder Gesichtsausdruck potenziell aufgezeichnet und analysiert wird?
  • Wie verändert sich unser Verhalten, wenn wir uns ständig beobachtet fühlen? Werden wir zu Schauspielern in unserem eigenen Leben?
  • Welche Auswirkungen hat die ständige Kategorisierung und Bewertung auf unser Selbstbild und unsere psychische Gesundheit?
  • Wie gehen wir mit der zunehmenden Macht von Algorithmen über unser Leben um? Wer trägt die Verantwortung für Fehlentscheidungen?
  • Können wir eine Gesellschaft aufbauen, die die Vorteile der Technologie nutzt, ohne ihre dystopischen Potenziale zu realisieren?

Diese Fragen erfordern einen breiten gesellschaftlichen Diskurs, der weit über technische und juristische Aspekte hinausgeht.

Wachsamkeit als Bürgerpflicht?

Die Entwicklung der KI-Gesichtserkennung schreitet unaufhaltsam voran. Es liegt an uns als Gesellschaft, die richtigen Weichen zu stellen:

  • Strikte gesetzliche Regulierungen sind unerlässlich. Diese müssen flexibel genug sein, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten.
  • Transparenz bei der Datennutzung muss gewährleistet sein. Bürger müssen wissen, wann und wie ihre biometrischen Daten erfasst und verarbeitet werden.
  • Bildung über die Funktionsweise und Risiken der Technologie ist entscheidend. Nur informierte Bürger können fundierte Entscheidungen treffen.
  • Ethische Richtlinien für die Entwicklung und den Einsatz von KI-Systemen müssen global etabliert und durchgesetzt werden.
  • Technische Schutzmassnahmen, wie datenschutzfreundliche Designs und Verschlüsselungstechnologien, müssen vorangetrieben werden.
  • Internationale Kooperation ist nötig, um einen "Race to the Bottom" bei Datenschutzstandards zu verhindern.

In einer Welt, in der unser Gesicht zum digitalen Ausweis wird, ist kritisches Denken wichtiger denn je. Nur so können wir verhindern, dass aus dem technologischen Fortschritt ein Rückschritt für unsere Freiheit wird. Die Zukunft der Gesichtserkennung liegt in unseren Händen - und in unseren Gesichtern. Es ist an uns, sie verantwortungsvoll zu gestalten.


Disclaimer: dieser Artikel wurde nach meinem eigenen Wissen und dann mit Recherchen mit KI (Perplexity.Ai und Gemini.Google.com) manuell zusammen gestellt und mit Deepl.com/write vereinfacht. Der Text wird dann nochmals von zwei Personen meiner Wahl gelesen und kritisch hinterfragt. Das Bild stammt von FluxSchnell und ist selbst erstellt. Dieser Artikel ist rein edukativ und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte melde dich, wenn Du Ungenauigkeiten feststellst, danke.


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Willst du mehr wissen? Sehr gerne komme ich auch bei Dir, bei deiner Firma, deiner ERFA Gruppe oder deinem Verband vorbei und helfe mit einem Workshop oder Input Referat.

Lass uns gerne mal unverbindlich sprechen. Also wenn ich helfen kann, wende dich gerne an mich #fragRoger und abonnier meinen offiziellen Newsletter.


Quellen:

[...] https://financesonline.com/facial-recognition-statistics/

[...] https://law.stanford.edu/publications/no-91-eu-artificial-intelligence-act-regulating-the-use-of-facial-recognition-technologies-in-publicly-accessible-spaces/

[...] https://itchronicles.com/artificial-intelligence/face-recognition-with-ai-technologies-and-trends/

[...] https://www.nationalacademies.org/news/2024/01/advances-in-facial-recognition-technology-have-outpaced-laws-regulations-new-report-recommends-federal-government-take-action-on-privacy-equity-and-civil-liberties-concerns

[...] https://datafloq.com/read/the-role-of-artificial-intelligence-in-facial-recognition-technology/

[...] https://www.surfing.ai/blog/facial-recognition-applications-and-use-cases.html

[...] https://www.thalesgroup.com/en/markets/digital-identity-and-security/government/biometrics/facial-recognition

[...] [2] https://law.stanford.edu/publications/no-91-eu-artificial-intelligence-act-regulating-the-use-of-facial-recognition-technologies-in-publicly-accessible-spaces/

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Kommentar hinzufügen …Emoji-Tastatur öffnenDerzeit ausgewählte Reihenfolge: NeuesteNeuesteMichaela Kühl • 2.Lehrerin | Fortbildnerin | E-Learning, KI im Sprachunterricht6 MonateSpannendes Thema. Und es gab im Artikel einige Aspekte, an die ich bisher noch nie gedacht habe. Danke.Gefällt mir

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2Antworten1 Anwort1 Kommentar zu Michaela Kühls KommentarRoger Basler de RocaAutor:inTop100 Speaker & KI Experte | 25 Years in Digital Business | Author | Ambassador AI for Good6 MonateMichaela Kühl danke Michaela - ich schreibe dir Artikel ja noch selber, schön konnte ich dich damir abholenGefällt mir

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1AntwortenJonas Gnehm • 2.Sekundarlehrer phil I6 MonateEin Text, von dem ich bisher nur geträumt habe. 👏 Möge er von den entsprechenden Verantwortungsträgern gelesen werden...Ich frage mich wie lange das WWW noch WWW bleibt. Angesichts der beschriebenen Szenarien scheint ein offenes WWW in Zukunft zunehmend unter Druck zu geraten (und zwar physisch durch sabotierte Unterseeleitungen wie auch datenschutztechnisch).Für mich auch noch ein spannender Gedanke ist, welche Rolle bei all diesen Entwicklungen der griechisch-römische Denkansatz spielt: Die Weltgeschichte folgt einem linearen Zeitstrahl und das Ziel ist eine fortlaufende "Verbesserung".In Israel gibt es Firmen (https://www.d-id.com), welche verstanden haben, dass im Moment die Stossrichtung eher Richtung dystopisches Potenzial geht (https://youtu.be/ZVov3njdkdI?), als Lösung haben sie einen menschlichen digitalen Avatar entwickelt, damit man im Netz seine wirkliche Face-ID nicht mehr hergeben muss. Die Geheimdienste werden sich wohl schon seit Längerem damit auskennen, wie man sein Gesicht in der Öffentlichkeit verändern muss, damit man nicht mehr erkannt werden kann...Ich frage mich, ob ich nun "Menschenrechte" im Unterricht überhaupt noch thematisieren soll...… mehrD-ID Creative Reality™️Introducing NUI the Natural User Interface, aimed at revolutionizing how people interact with anything digital leveraging the power of AIGefällt mirAntwortenSerap Ilgin • 2.Customer Care & Product Manager6 MonateEinerseits finde ich es gut, dass die Gesichtserkennung eingesetzt wird um z.B. die Kriminalität zu minimieren, jedoch machen mir die Risiken auch angst. Wer weiss, ob dann die Gesichtserkennung von den Staaten für Massenüberwachung eingesetzt wird.… mehrGefällt mir

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1AntwortenInés Constantin Kleven • 2.Career Coaching für 🇨🇭CH Jobs I Kein Glamour - sondern Lösungen I Employer Branding: das Echte, nicht das Hochglanz I Personal Branding I Dozentin I Leadership Training I LinkedIn Profile I #diePossibilistin6 MonateDass wir unsere Daten sehr grosszügig schon seit Jahrzehnten hergeben, sollte vielen bekannt sein. Das Problem ist letztlich mit der rasanten KI Entwickkung zusätzlich ein wirklich moralisches. Was ist wichtiger, Freiheit oder Bequemlichkeit?… mehrGefällt mirAntwortenUzair Danish 🎨 Graphic and UI/UX Designer • 3.+Graphic Designer | Website & Mobile App Designer | User interface designer | Landing page Designer | Brand Identity | Logo Designer | Designing solutions that make ideas resonate with users.6 Monate The advancement of AI-powered facial recognition technology raises crucial questions about its impact. Finding the right balance between innovation and data privacy is pivotal for shaping our future.Roger Basler de RocaÜbersetzung anzeigenÜbersetzung dieses Kommentars anzeigenGefällt mirAntwortenTina Ciotola • 3.+Marketing - Videos - Podcast bei TPG The Project Group6 MonateDanke für die Einblicke, mega spannend!Gefällt mirAntworten

Diese Entwicklung wirft kritische Fragen auf: Wer kontrolliert diese Daten? Wie werden sie genutzt? Und vor allem: Wer überwacht die Überwacher? Die Antworten darauf sind oft unbefriedigend oder schlichtweg nicht vorhanden.

Präzision mit Schattenseiten

Die technologischen Fortschritte im Bereich der Gesichtserkennung sind beeindruckend. Moderne Algorithmen erreichen bei kontrollierten Vergleichen wie Passfotos eine Genauigkeit von 99,97%. Deep Learning und neuronale Netze treiben die Entwicklung stetig voran, machen die Systeme schneller, präziser und anpassungsfähiger.

Doch diese Präzision hat ihren Preis. Je genauer die Systeme werden, desto grösser wird das Missbrauchspotenzial. Die Möglichkeit einer lückenlosen Verfolgung jedes Bürgers rückt in greifbare Nähe. Was einst als Science-Fiction galt, wird zur technischen Realität: Ein System, das jeden Menschen jederzeit und überall identifizieren und tracken kann.

Die Implikationen sind enorm: Politische Dissidenten könnten automatisch erkannt und verfolgt werden. Minderheiten könnten gezielt überwacht und diskriminiert werden. Die Meinungsfreiheit könnte durch die Angst vor ständiger Beobachtung empfindlich eingeschränkt werden.

Der Kampf um die Kontrolle

Während China die Technologie nahezu uneingeschränkt einsetzt, ringt Europa um Regulierung. Der EU AI Act verbietet grundsätzlich Echtzeit-Fernbiometrie-Identifizierung im öffentlichen Raum. Doch die Ausnahmen sind zahlreich: Terrorismusbekämpfung, Suche nach Vermissten oder die Verfolgung schwerer Straftaten können den Einsatz rechtfertigen.

Verstösse gegen diese Regeln sollen hart bestraft werden: Strafen von bis zu 35 Millionen Euro oder 7% des weltweiten Jahresumsatzes sind vorgesehen. Doch Kritiker bezweifeln, ob diese Massnahmen ausreichen. Die Technologie entwickelt sich schneller als die Gesetzgebung, und die Versuchung für Staaten und Unternehmen, die Grenzen auszuloten, ist gross.

Zudem stellt sich die Frage der globalen Wettbewerbsfähigkeit: Wenn Europa die Entwicklung bremst, während andere Nationen voranpreschen, droht ein technologischer Rückstand mit weitreichenden wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen.

Die stille Revolution in der Hosentasche

Während wir über staatliche Überwachung debattieren, vollzieht sich eine Revolution in unseren Smartphones. Seit Einführung von Apples Face ID 2017 nutzen über zwei Drittel der Smartphone-Besitzer biometrische Entsperrungsmethoden. Was als praktische Alternative zum lästigen PIN-Eingeben begann, hat sich zu einem massiven Datensammelprojekt entwickelt.

Mit jedem Entsperren unserer Geräte füttern wir die Algorithmen. Unsere Gesichter werden zur Handelsware, oft ohne unser Wissen oder unsere explizite Zustimmung. Die gesammelten Daten sind für Unternehmen Gold wert: Sie ermöglichen personalisierte Werbung, Emotionsanalysen und sogar Gesundheitsprognosen.

Tech-Giganten wie Amazon bieten ihre Gesichtserkennungstechnologie als Cloud-Dienst an, was die Verbreitung weiter beschleunigt. Kleine und mittlere Unternehmen können nun ohne grosses technisches Know-how Gesichtserkennung in ihre Produkte und Dienstleistungen integrieren.

Dystopische Aussichten?

Die Zukunftsszenarien, die sich aus dieser Entwicklung ergeben, sind beunruhigend:

  • Lückenlose Verfolgung jedes Bürgers wird technisch möglich. Jeder Schritt in der Öffentlichkeit könnte aufgezeichnet, analysiert und mit anderen Daten verknüpft werden.
  • Predictive Policing könnte auf Basis von Gesichtsausdrücken "potenzielle Kriminelle" identifizieren. Die Unschuldsvermutung würde durch algorithmische Vorhersagen ersetzt.
  • Versicherungen könnten Gesundheitszustände aus Gesichtsmerkmalen ableiten und Tarife anpassen. Wer "ungesund" aussieht, zahlt mehr - unabhängig vom tatsächlichen Lebensstil.
  • Arbeitgeber könnten Bewerber aufgrund von KI-Analysen ihrer Mimik aussortieren. Nicht nur Qualifikationen, sondern auch unbewusste Gesichtsausdrücke würden über Karrieren entscheiden.
  • Emotionale Manipulation in der Werbung könnte neue Dimensionen erreichen. Displays, die sich in Echtzeit an unsere Gemütszustände anpassen, könnten unsere Kaufentscheidungen subtil beeinflussen.
  • Soziale Kontrolle durch "Social Credit"-Systeme, wie sie in China erprobt werden, könnten sich global ausbreiten. Jedes Lächeln, jede Stirnfalte könnte bewertet und in einen Gesamtscore eingerechnet werden.

Diese Szenarien mögen überspitzt klingen, doch die technischen Grundlagen dafür existieren bereits. Es ist eine Frage des politischen Willens und der gesellschaftlichen Akzeptanz, ob und wie weit wir diese Wege beschreiten.

Der schmale Grat zwischen Innovation und Überwachung

Trotz aller Risiken birgt die Technologie zweifellos auch Potenzial:

  • Verbrechensaufklärung könnte effizienter werden. Vermisste Personen könnten schneller gefunden, Täter rascher identifiziert werden.
  • Personalisierte Dienste könnten den Alltag erleichtern. Von automatischen Türöffnern bis zu individualisierten Einkaufserlebnissen: Gesichtserkennung könnte viele Prozesse vereinfachen.
  • Medizinische Diagnosen könnten durch Gesichtsanalysen unterstützt werden. Frühe Anzeichen von Krankheiten könnten erkannt werden, bevor Symptome auftreten.
  • Sicherheitssysteme könnten zuverlässiger werden. Biometrische Authentifizierung könnte klassische Passwörter ablösen und so Identitätsdiebstahl erschweren.
  • Barrierefreiheit könnte verbessert werden. Menschen mit Einschränkungen könnten von Systemen profitieren, die auf Gesichtsausdrücke reagieren.

Doch der Preis für diese Innovationen ist hoch: Wir bewegen uns auf eine Welt zu, in der Anonymität ein Luxus wird und jeder Gesichtsausdruck potenziell analysiert und bewertet wird. Die Grenze zwischen hilfreicher Technologie und invasiver Überwachung verschwimmt zusehends.

Die globale Dimension

Die Entwicklung und Verbreitung von Gesichtserkennungstechnologie hat auch eine geopolitische Dimension. Länder und Unternehmen, die diese Technologie beherrschen, haben einen enormen Wettbewerbsvorteil. Sie können nicht nur ihre eigene Bevölkerung effizienter kontrollieren, sondern auch Daten über Bürger anderer Nationen sammeln und analysieren.

China investiert massiv in die Entwicklung und den Export seiner Überwachungstechnologie. Über die "Neue Seidenstrasse"-Initiative gelangen chinesische Systeme in viele Entwicklungs- und Schwellenländer. Dies wirft Fragen der digitalen Souveränität auf: Wer kontrolliert die Datenströme? Welche Werte und Normen werden in die Algorithmen einprogrammiert?

Auch westliche Unternehmen und Regierungen stehen vor einem Dilemma: Sollen sie im Namen der Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit ähnliche Systeme entwickeln? Oder riskieren sie einen technologischen Rückstand, um Bürgerrechte zu schützen?

Ethische und philosophische Fragen

Die Ausbreitung von Gesichtserkennungstechnologie wirft fundamentale ethische und philosophische Fragen auf:

  • Was bedeutet Privatsphäre in einer Welt, in der jeder Gesichtsausdruck potenziell aufgezeichnet und analysiert wird?
  • Wie verändert sich unser Verhalten, wenn wir uns ständig beobachtet fühlen? Werden wir zu Schauspielern in unserem eigenen Leben?
  • Welche Auswirkungen hat die ständige Kategorisierung und Bewertung auf unser Selbstbild und unsere psychische Gesundheit?
  • Wie gehen wir mit der zunehmenden Macht von Algorithmen über unser Leben um? Wer trägt die Verantwortung für Fehlentscheidungen?
  • Können wir eine Gesellschaft aufbauen, die die Vorteile der Technologie nutzt, ohne ihre dystopischen Potenziale zu realisieren?

Diese Fragen erfordern einen breiten gesellschaftlichen Diskurs, der weit über technische und juristische Aspekte hinausgeht.

Wachsamkeit als Bürgerpflicht?

Die Entwicklung der KI-Gesichtserkennung schreitet unaufhaltsam voran. Es liegt an uns als Gesellschaft, die richtigen Weichen zu stellen:

  • Strikte gesetzliche Regulierungen sind unerlässlich. Diese müssen flexibel genug sein, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten.
  • Transparenz bei der Datennutzung muss gewährleistet sein. Bürger müssen wissen, wann und wie ihre biometrischen Daten erfasst und verarbeitet werden.
  • Bildung über die Funktionsweise und Risiken der Technologie ist entscheidend. Nur informierte Bürger können fundierte Entscheidungen treffen.
  • Ethische Richtlinien für die Entwicklung und den Einsatz von KI-Systemen müssen global etabliert und durchgesetzt werden.
  • Technische Schutzmassnahmen, wie datenschutzfreundliche Designs und Verschlüsselungstechnologien, müssen vorangetrieben werden.
  • Internationale Kooperation ist nötig, um einen "Race to the Bottom" bei Datenschutzstandards zu verhindern.

In einer Welt, in der unser Gesicht zum digitalen Ausweis wird, ist kritisches Denken wichtiger denn je. Nur so können wir verhindern, dass aus dem technologischen Fortschritt ein Rückschritt für unsere Freiheit wird. Die Zukunft der Gesichtserkennung liegt in unseren Händen - und in unseren Gesichtern. Es ist an uns, sie verantwortungsvoll zu gestalten.


Disclaimer: dieser Artikel wurde nach meinem eigenen Wissen und dann mit Recherchen mit KI (Perplexity.Ai und Gemini.Google.com) manuell zusammen gestellt und mit Deepl.com/write vereinfacht. Der Text wird dann nochmals von zwei Personen meiner Wahl gelesen und kritisch hinterfragt. Das Bild stammt von FluxSchnell und ist selbst erstellt. Dieser Artikel ist rein edukativ und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte melde dich, wenn Du Ungenauigkeiten feststellst, danke.


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Fragen zu KI und Digitalen Geschäftsmodellen? #fragRoger

Willst du mehr wissen? Sehr gerne komme ich auch bei Dir, bei deiner Firma, deiner ERFA Gruppe oder deinem Verband vorbei und helfe mit einem Workshop oder Input Referat.

Lass uns gerne mal unverbindlich sprechen. Also wenn ich helfen kann, wende dich gerne an mich #fragRoger und abonnier meinen offiziellen Newsletter.


Quellen:

[...] https://financesonline.com/facial-recognition-statistics/

[...] https://law.stanford.edu/publications/no-91-eu-artificial-intelligence-act-regulating-the-use-of-facial-recognition-technologies-in-publicly-accessible-spaces/

[...] https://itchronicles.com/artificial-intelligence/face-recognition-with-ai-technologies-and-trends/

[...] https://www.nationalacademies.org/news/2024/01/advances-in-facial-recognition-technology-have-outpaced-laws-regulations-new-report-recommends-federal-government-take-action-on-privacy-equity-and-civil-liberties-concerns

[...] https://datafloq.com/read/the-role-of-artificial-intelligence-in-facial-recognition-technology/

[...] https://www.surfing.ai/blog/facial-recognition-applications-and-use-cases.html

[...] https://www.thalesgroup.com/en/markets/digital-identity-and-security/government/biometrics/facial-recognition

[...] [2] https://law.stanford.edu/publications/no-91-eu-artificial-intelligence-act-regulating-the-use-of-facial-recognition-technologies-in-publicly-accessible-spaces/

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2Antworten1 Anwort1 Kommentar zu Michaela Kühls KommentarRoger Basler de RocaAutor:inTop100 Speaker & KI Experte | 25 Years in Digital Business | Author | Ambassador AI for Good6 MonateMichaela Kühl danke Michaela - ich schreibe dir Artikel ja noch selber, schön konnte ich dich damir abholenGefällt mir

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1AntwortenJonas Gnehm • 2.Sekundarlehrer phil I6 MonateEin Text, von dem ich bisher nur geträumt habe. 👏 Möge er von den entsprechenden Verantwortungsträgern gelesen werden...Ich frage mich wie lange das WWW noch WWW bleibt. Angesichts der beschriebenen Szenarien scheint ein offenes WWW in Zukunft zunehmend unter Druck zu geraten (und zwar physisch durch sabotierte Unterseeleitungen wie auch datenschutztechnisch).Für mich auch noch ein spannender Gedanke ist, welche Rolle bei all diesen Entwicklungen der griechisch-römische Denkansatz spielt: Die Weltgeschichte folgt einem linearen Zeitstrahl und das Ziel ist eine fortlaufende "Verbesserung".In Israel gibt es Firmen (https://www.d-id.com), welche verstanden haben, dass im Moment die Stossrichtung eher Richtung dystopisches Potenzial geht (https://youtu.be/ZVov3njdkdI?), als Lösung haben sie einen menschlichen digitalen Avatar entwickelt, damit man im Netz seine wirkliche Face-ID nicht mehr hergeben muss. Die Geheimdienste werden sich wohl schon seit Längerem damit auskennen, wie man sein Gesicht in der Öffentlichkeit verändern muss, damit man nicht mehr erkannt werden kann...Ich frage mich, ob ich nun "Menschenrechte" im Unterricht überhaupt noch thematisieren soll...… mehrD-ID Creative Reality™️Introducing NUI the Natural User Interface, aimed at revolutionizing how people interact with anything digital leveraging the power of AIGefällt mirAntwortenSerap Ilgin • 2.Customer Care & Product Manager6 MonateEinerseits finde ich es gut, dass die Gesichtserkennung eingesetzt wird um z.B. die Kriminalität zu minimieren, jedoch machen mir die Risiken auch angst. Wer weiss, ob dann die Gesichtserkennung von den Staaten für Massenüberwachung eingesetzt wird.… mehrGefällt mir

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1AntwortenInés Constantin Kleven • 2.Career Coaching für 🇨🇭CH Jobs I Kein Glamour - sondern Lösungen I Employer Branding: das Echte, nicht das Hochglanz I Personal Branding I Dozentin I Leadership Training I LinkedIn Profile I #diePossibilistin6 MonateDass wir unsere Daten sehr grosszügig schon seit Jahrzehnten hergeben, sollte vielen bekannt sein. Das Problem ist letztlich mit der rasanten KI Entwickkung zusätzlich ein wirklich moralisches. Was ist wichtiger, Freiheit oder Bequemlichkeit?… mehrGefällt mirAntwortenUzair Danish 🎨 Graphic and UI/UX Designer • 3.+Graphic Designer | Website & Mobile App Designer | User interface designer | Landing page Designer | Brand Identity | Logo Designer | Designing solutions that make ideas resonate with users.6 Monate The advancement of AI-powered facial recognition technology raises crucial questions about its impact. Finding the right balance between innovation and data privacy is pivotal for shaping our future.Roger Basler de RocaÜbersetzung anzeigenÜbersetzung dieses Kommentars anzeigenGefällt mirAntwortenTina Ciotola • 3.+Marketing - Videos - Podcast bei TPG The Project Group6 MonateDanke für die Einblicke, mega spannend!Gefällt mirAntworten